Gehen wir nun einmal davon aus, wir wollen alle nachhaltig Leben und mit der Natur im Gleichgewicht sein, aber wir leben in der westlichen industrialisierten Welt. Was bedeutet das denn nun? Elektroautofahren, Vegan sein und Bio kaufen? Oder ist das alles nur Greenwashing, Trend und Marketing? Den Durchblick zu haben ist oft kompliziert, doch es gibt fünf ganz einfache Grundsätze für nachhaltiges Leben an die wir uns in dieser Reihenfolge halten können.
1: Weniger von allem.
Weniger Einkaufen und alle Güter so lange benutzen und reparieren wie möglich. Somit weniger Abfall produzieren und jeglichen Abfall so perfekt wie möglich trennen und Reziklieren. Weniger Wasser benutzen, weniger warm heizen, weniger klimatisieren, weniger Strom brauchen. Weniger Ansprüche haben an alles und das bedeutet auch mit sich selbst härter sein.
2: Transport reduzieren, Distanzen verkleinern.
Transport ist etwas was sehr viel Energie braucht. Elektrische Energie ist tendenziell sauberer als fossile, doch weniger Energie brauchen ist immer vorzuziehen. Somit insbesondere Lebensmittel möglichst lokal erwerben, aber auch bei anderen Gütern darauf achten, dass die Distanzen klein bleiben. Vegan sein bringt ökologisch wenig, wenn dafür Lebensmittel um die Welt geschifft werden müssen. Elektroautos sind unter bestimmten Umständen sauberer als Verbrennungsautos, aber besser ist es weniger zu fahren oder den Zug oder das Fahrrad zu benutzen. Wenn möglich sollten wir uns so positionieren, dass wir geringere Distanzen zurücklegen müssen. Falls wir dies nicht können sollten wir entstehende Unannehmlichkeiten selbst in Kauf nehmen und nicht über die Wahl des bequemsten Verkehrsmittels auf die Umwelt abwälzen.
3: Nachhaltig und fair einkaufen.
Bio und Fair. Es ist wahr die Labels sind nicht immer sauber und sie sind verschieden gut. Und natürlich werden darunter auch Produkte verkauft, die das Label eigentlich nicht verdienen. Aber unter dem Strich sind sie mindestens das kleinere Übel und es geht auch darum als Konsument ein Zeichen zu setzen, denn jeder Kassenzettel ist ein Stimmzettel.
4: Verzicht auf Dekoration.
Produkte, die keinen praktischen Zweck erfüllen sind unnötig. Massenproduzierte Christbaumkugeln, Gartenzwerge, Porzelanfiguren, sogenannte Kleinkunst und so weiter erfüllen keinen auch nur entfernt lebenswichtigen Zweck. Sie sind die Form von Luxus auf die man am einfachsten verzichten kann. Keine Regel ohne Ausnahmen: echte Kunst. Kunst von uns selbst oder echten Künstlern in Deiner Nähe, mit Herz und Seele. Kunstwerke die man nicht nach einem Jahr auf den Müll wirft oder in eine Schachtel packt.
5: Verzicht auf Einwegprodukte.
Es gibt heutzutage für fast jedes Einwegprodukt eine Alternative. Die Gründe die Alternativen nicht zu benutzen sind fast ausschliesslich logistisch. Oft braucht es nur einen kleinen Kommentar an einer Kasse um keine Tasche, nur eine Serviette oder kein Plastikbesteck zu bekommen. Man kann selbst immer eine Gabel und eine Tasse im Rucksack haben, alles eine Frage der Organisation.
Was passiert eigentlich, wenn wir nachhaltig leben?
Was wäre wenn wir weniger von allem konsumieren?
Wer weniger konsumiert braucht weniger Rohstoffe und er braucht somit weniger Geld. Das heisst weniger Arbeiten und mehr Zeit für das Leben. Dies ist dann auch nötig, denn Firmen müssen in dieser Situation Menschen auch weniger beschäftigen, da sie weniger verkaufen. Klingt das verdächtig? Nicht verdächtiger, als das Wirtschaftswachstum, das uns seit Jahrzehnten verkauft wird. Wie wäre es, wenn anstatt, dass immer mehr Umsatz gemacht wird, Menschen immer mehr arbeiten und immer mehr leisten müssen sich einfach alles umkehrt? Alles wird weniger, langsamer und weniger belastend für Mensch und Umwelt. Das geht unter der Bedingung, dass wir alle weniger Geld brauchen. Das wäre kein Problem wenn wir mehr reparieren, weniger kaufen und auch weniger wegwerfen. Anstatt einer Fabrik in China, bekommt der findige Bastler im Dorf Geld für die Reparatur. Die Wirtschaft behauptet, der einzige Weg sei das Wachstum, immer mehr von allem. Es scheint nicht mehr länger zu funktionieren. Vielleicht braucht es jetzt zuerst weniger von allem, bis wir zurück an den Punkt gelangen, an dem das Gleichgewicht herrscht.
Was wenn wir Transport reduzieren und die Distanzen verkleinern würden?
Wenn wir versuchen unsere Produkte lokal zu bekommen, dann schaffen wir in unserem Umfeld mehr Wohlstand. Wir kommen in den Kontakt mit den Menschen um uns herum und wir geben vielleicht auch mal etwas mehr Geld aus für etwas Lokales. Aber dieses Geld bleibt in unserer Nähe und wirkt sich auf unsere Steuern aus. Was wäre wenn wir uns selbst weniger transportieren? Wir werden uns dann mehr bewegen, uns besser organisieren, wir tun uns auch mal mit anderen zusammen und reden mit mehr Menschen. Wir lernen uns besser kennen, sind körperlich und auch seelisch gesünder, denn menschlicher Kontakt und das Eingebettetsein in ein soziales Gefüge sind Grundbedürfnisse von Menschen. Zudem lernen wir dann unsere Grenzen kennen, denn wenn wir alle unsere Lebensmittel lokal beschaffen, dann merken wir, dass die Ressourcen um uns herum aufgebraucht sind wenn der Bauer bestimmte Produkte nicht mehr hat. Man denkt dann vielleicht zweimal nach, bevor man Reste wegwirft und wir essen dann vielseitiger und somit gesünder.
Was wenn wir nachhaltig und fair hergestellte Lebensmittel bevorzugten?
Andere Menschen werden besser bezahlt, sie arbeiten mit natürlicheren Materialien, Tiere werden besser behandelt, Trinkwasser und Böden werden geschont, die Luft weniger verschmutzt und Insekten am Leben gelassen. Natürlich nicht immer gleich gut und natürlich gibt es immer jemanden der sich nicht an die Regeln hält, aber was ist die Alternative? Die heutige Norm und die heutige Norm ist das Gegenteil. Doch das Gegenteil von Nachhaltigkeit ist Ausbeutung und das ist keine Alternative.
Was wenn wir auf Güter verzichten, die keine Funktion haben und rein dekorativ sind?
Wie sieht eine Welt aus ohne massenproduzierte Dekorationsobjekte? Niemand hat dann noch Kisten voll mit sinnlosem Ramsch im Keller. Wer umzieht hat viel weniger mitzunehmen und an die Stelle von Fabriken mit Menschen oder Robotern an Fliessbändern, die nichts sagende Objekte herstellen treten echte Künstler, die echte Kunst machen und davon leben können. Künstler bekommen eine Lebensgrundlage und Häuser sind nicht mehr voll mit seelenlosem Ramsch, sondern mit wenigen, echten Kunstwerken von echten Menschen. Manche beginnen dann in Ihrer neu gewonnen Freizeit selbst ein Bild zu malen, oder eine Skulptur zu machen, die ihr Selbst ausdrückt, oder ihnen Freude macht. Das Bedürfnis von Menschen nach Kunst ist uralt. Massenproduzierte Dekorationsobjekte sind eine umweltschädigende billige Befriedigung eines echten und wichtigen Bedürfnisses. Ohne sie, bekommt unsere eigene und die Kreativität anderer Menschen den Platz, den sie verdient.
Was wenn wir auf Einwegprodukte verzichten?
Im eigenen Haushalt gibt es ohnehin nur sehr wenige gerechtfertigte Beispiele für Einwegprodukte. Verschieden grosse Glasbehälter mit Deckel lösen die Mehrheit aller Probleme. Ein wenig schwerer tragen, wenn man etwas mitnimmt, das können wir uns zumuten, es macht uns stärker. Wieder sparen wir Geld, lernen uns besser zu organisieren und wenn wir bei der Arbeit Reste vom Vortag essen, ist nicht nur günstiger, sondern oft auch gesünder. Unterwegs können wir bereits mit Messer, Gabel und Tasse grosse Mengen an Abfall vermeiden, und zu lernen an Mehrwegtaschen für das Einkaufen zu denken, tut unserem Hirn nur Gutes. Einwegprodukte werden in den allermeisten Fällen mit Bequemlichkeit gerechtfertigt. Diese Rechtfertigung zieht nicht mehr, es ist unsere Pflicht solche banalen Unbequemlichkeiten auf uns zu nehmen und nicht auf die Natur und die ganze Menschheit abzuwälzen.
Was passiert also, wenn wir uns nachhaltig Verhalten? Wir leben ein besseres und für alle gesünderes Leben. Wenn wir einkaufen ist es also ganz einfach, wenn wir uns diese Fragen stellen:
Brauche ich es wirklich?
Stammt es aus meiner Nähe?
Ist es Bio und Fair?
Hat es eine praktische Funktion oder ist es echte Kunst?
Kann man es mehrmals brauchen?
Mindestens 4 mal sollten wir Ja sagen können.
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